Astro-Corner 4 (Juli 1999)

Hallo NoCover-Leser!

Hiermit möchte ich euch wieder herzlich willkommen heißen zur nunmehr vierten Ausgabe der Astro-Corner. Seit der letzten Ausgabe hat sich in der Astronomie wieder einiges Neues ergeben, was ich euch nicht vorenthalten möchte.
Übrigens hat es mich sehr gefreut, dass die Astro-Corner in nahezu allen Top 5 (10)-Hitlisten der NoCover platziert war. Dies bestärkt mich, mit dieser Artikelreihe fortzufahren.

Abschließend bleibt mir nur noch, euch viel Spaß beim Lesen zu wünschen.

Und los gehts...
 
 
 

Inhalt dieser Ausgabe:
Hubble entdeckt zehn neue Gravitationslinsen
Britisches Teleskop soll Südhimmel kartieren
Historische Berichte über Supernova neu interpretiert
Riesiger Wirbelsturm auf dem Mars entdeckt
Neuer Uranus-Mond entdeckt
Universum ist jünger, leichter und flacher als bisher angenommen
Neuer Stern am südlichen Sternenhimmel
Hubble-Konstante genau vermessen
Erste Landkarte vom Mars enthüllt dramatische Topographie
Kühle Mikroflares heizen die Sonnenkorona auf
Ozeanische Küstenlinien auf dem Mars vermutet
Starke Sonnenstürme im Jahr 2000
Fast jeder zehnte sonnenähnliche Stern soll ein Planetensystem haben
Karte von den Polen des Monds treibt Suche nach Wasser voran


Astronomie allg.:

Hubble entdeckt zehn neue Gravitationslinsen

    (Meldung vom 18.5.1999)

    Eine Reihe exotischer Muster, Ringe, Bögen und Kreuze, die auf Bildern des
    Weltraumteleskops Hubble erscheinen, sind jetzt als Zerrbilder entfernter Galaxien
    enttarnt worden: Eine umfangreiche Untersuchung von Kavan Ratnatunga und Richard
    Griffiths von der Carnegie Mellon Universität hat zehn neue Gravitationslinsen zu Tage
    gefördert, deren Gravitationskraft das Licht dahinter liegender Objekte ablenkt. Die weit
    entfernten Galaxien erscheinen verzerrt oder auch doppelt am Rand der Galaxie, die das
    Licht ablenkt. Die Forscher stellten im Astronomical Journal eine "Top Ten Liste" ihrer
    neuen Gravitationslinsen auf.
    Wie sie schreiben entwickeln sich Gravitationslinsen von einer kosmologischen Kuriosität
    zu einem wichtigen Instrument für Wissenschaftler, um mehr über das Alter und die
    Entwicklung des Universums zu erfahren. Bislang waren vor allem relativ nahe
    Gravitationslinsen bekannt, die alle mit Teleskopen von der Erde aus entdeckt wurden.
    Weiter entfernte Linsen, wie sie das Hubble-Teleskop jetzt aufspürte, könnten jedoch
    Aufschluß über die sogenannte Kosmologische Konstante geben - ein Wert, der mit dem Alter
    und der Größe des Universums zusammenhängt.
    Der Daensatz, in dem die Linsen entdeckt wurden, ist Teil des Medium Deep Survey von
    Hubble. Die Aufnahmen kann sich die Öffentlichkeit auf der Website des Space Telescope
    Science Institutes anschauen. Jeder kann dort nach weiteren Kandidaten für
    Gravitationslinsen suchen.

    [Quelle: Ute Kehse, Nasa]

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Sonnensystem:

Britisches Teleskop soll Südhimmel kartieren

    (Meldung vom 18.5.1999)

    Über 100.000 Sterne und Galaxien in nur zehn Minuten soll das geplante britische Teleskop
    VISTA ab 2004 von der Südsternwarte in den chilenischen Anden aus fotografieren. Im
    Bereich des sichtbaren Lichts und der Infrarotstrahlung könnte das Teleskop erstmals
    große Himmelsbereiche in kürzester Zeit untersuchen. 18 britische Universitäten unter der
    Federführung der University of London beantragten die Baukosten in Höhe von etwa 75
    Millionen Mark.
    Der große Spiegel des vier Meter Teleskops soll in Kombination mit modernen und
    empfindlichen Detektoren tiefe Einblicke sowohl in die Randbereiche unseres Sonnensystems
    als auch in weite Gegenden mit sehr schwach leuchtenden Himmelskörpern ermöglichen. Die
    Entstehung von Galaxien und die Zukunft des Universums wollen die Forscher damit besser
    verstehen. Auch wenn Sterne von Staubwolken umgeben sind, kann Wärmestrahlung zur Erde
    gelangen und mit dem neuen Teleskop aufgefangen werden. Zudem sollen kleine Partikel im
    äußeren Sonnensystem analysiert werden, um zu verstehen, woher diese rätselhaften
    Teilchen stammen.

    [Quelle: Jan Oliver Loefken, American Astronomical Society]

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    Astronomie allg.:

Historische Berichte über Supernova neu interpretiert

    (Meldung vom 20.5.1999)

    Die Supernova im Crab-Nebel, so nahmen Historiker und Astronomen bisher an, tauchte am 4.
    Juli des Jahres 1054 am Himmel auf. Die hellste Supernova des Jahrtausends war sogar am
    Tage zu sehen. Aus aller Welt sind Berichte über den neuen Stern überliefert -
    chinesische Astrologen nahmen ihn ebenso wahr wie die amerikanischen Ureinwohner. Nur in
    Europa fiel das Ereignis anscheinend niemandem auf.
    Das Datum könnte falsch sein, behauptet jetzt der Astrophysiker George Collins von der
    Case Western Reserve University im US-Bundesstaat Ohio. Wie er in den "Proceedings of the
    Astronomical Society of the Pacific" schreibt, tauchte die Supernova möglicherweise schon
    im April auf. Der Wissenschaftler interpretierte historische Berichte neu und fütterte
    die Daten in einen Computer. Er rekonstruierte, wie der Nachthimmel des Jahres 1054 von
    verschiedenen Orten der Welt aussah. Collins vermutet, daß der 4. Juli lediglich das
    Datum angibt, an dem die chinesischen Astrologen die Supernova mit der Position eines
    schon bekannten Sterns, nämlich beta-Tauri, verbanden.
    In Europa, meint Collins, lag es nicht am schlechten Wetter, daß historische Berichte den
    neuen Stern verschweigen. Er vermutet, daß die katholische Kirche nachträglich alle
    Eintragungen über die Supernova tilgen ließ - verängstigt von dem Großen Schisma, der
    Kirchenspaltung am 16. Juli 1054. Das vorverlegte Erscheinungs-Datum könnte Berichte über
    ein "Gestirn von großem Glanz" erklären, das beim Tod von Papst Leo IX am 19. April
    erschienen sein soll. Er wurde außergewöhnlich schnell heilig gesprochen.

    [Quelle: Ute Kehse, Discovery Channel Online News]

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Astronomie allg.:

Riesiger Wirbelsturm auf dem Mars entdeckt

    (Meldung vom 21.5.1999)

    Nahe des marsianischen Nordpols haben jetzt Wissenschaftler mit Hilfe des Hubble Space
    Telescope einen gewaltigen Zyklon entdeckt, der eine Fläche von mehr als zweieinhalb
    Millionen Quadratkilometer einnimmt. Sein Durchmesser beträgt mehr als 1700 Kilometer. Es
    handelt sich damit um den größten Wirbel dieser Art, der jemals auf dem Roten Planeten
    festgestellt wurde. Das besondere an dieser Erscheinung ist, daß der Zyklon nicht - wie
    sonst üblich für den Mars - aus Staub besteht, sondern aus Eis- und Wasser-Wolken,
    ähnlich wie bei entsprechenden Wetterbildungen auf der Erde.
    Der Wirbel hatte jedoch nur eine verhältnismäßig kurze Lebensdauer. Bereits sechs Stunden
    später zeigten die Bilder schon deutliche Auflösungserscheinungen. Das bestätigte
    Beobachtungen, die man bereits vor 20 Jahren, allerdings bei wesentlich kleineren
    Wirbeln, gemacht hatte. Die Wissenschaftler vermuten, daß solche Zyklone typisch für
    bestimmte "Jahreszeiten" des Mars sind. Durch die neuen Hubble-Aufnahmen erhoffen sich
    die Forscher Aufschlüsse über das Marswetter im Verlaufe verschiedener Jahrenszeiten.
    Dies kann für mögliche bemannte Missionen zum Roten Planeten von fundamentaler Bedeutung
    sein.
    Mit dem Hubble Teleskop werden neue Beobachtungen erst wieder in einem Jahr möglich sein.
    Bis dahin sollen die gesammelten Daten von der Sonde Mars Global Surveyor, die sich in
    einem polaren Orbit befindet, verifiziert werden und einer klimatischen Langzeitstudie
    dienen. Von der Kombination von Hubble und Global Surveyor versprechen sich die
    Wissenschaftler revolutionierende, neue Erkenntnisse über den Aufbau und die Prozesse in
    der Marsatmosphäre. Die Marsatmosphäre enthält nur wenig Wasser, auch der Luftdruck und
    die Temperatur sind zu gering, als daß es regnen könnte. Es existieren jedoch Wolken, die
    in die obere Atmosphäre aufwirbeln. Der normale, pink-farbene Himmel des Mars wird durch
    sie bläulich-weiß gefärbt.

    [Quelle: Olaf Elicki, EXN]

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Sonnensystem:

Neuer Uranus-Mond entdeckt

    (Meldung vom 21.5.1999)

    Astronomen haben einen neuen Uranus-Mond entdeckt. Dies gab jetzt die International
    Astronomical Union bekannt. Es ist der insgesamt achtzehnte, der den siebenten Planeten
    unseres Sonnensystems umkreist. Der Trabant mit der Bezeichnung 1986 U 10 ist mit einem
    Durchmesser von etwa 40 Kilometern eher ein Winzling. Erich Karkoschka vom Lunar and
    Planetary Laboratory der University of Arizona entdeckte den Uranus-Mond, als er
    Aufnahmen der Voyager-2-Sonde begutachtete, die bei deren Vorbeiflug am Uranus vor 13
    Jahren gemacht worden waren. Der Wissenschaftler war selber am meisten erstaunt darüber,
    daß auf den Abbildungen, die doch so lange und so intensiv ausgewertet wurden, noch neue
    Dinge zu entdecken waren. Die Entdeckung des neuen Mondes gelang, als Karkoschka die
    Voyager-Aufnahmen mit neueren verglich, die vom Hubble Space Telescope stammen. Die
    Hubble-Bilder benutzt der Wissenschaftler, um die Helligkeit, die Form und die Größe der
    Uranus-Monde zu bestimmen.
    Vom neuen Mond erhoffen sich die Forscher zusätzliche Hinweise auf die
    Entstehungsgeschichte des Satellitensystems des Uranus und des Planetensystems überhaupt.
    Die entsprechenden Voyager-Aufnahmen zeigen den Uranus mit seinem Ringsystem und den 10
    inneren Monden, von denen einer der 1986 U 10 ist. Die Größe des neuen Mondes schätzte
    Karkoschka aufgrund seiner Helligkeit ab. Er umrundet den Uranus in einer Höhe von 51 000
    Kilometern in 15 Stunden und 18 Minuten, was etwa der Rotationszeit des Planeten
    entspricht. Höchstwahrscheinlich besteht er vor allem aus Eis und Silikaten.
    Erst vor zwei Jahren wurden die Uranus-Monde Nummer 16 und 17 entdeckt. Der Uranus ist
    der einzige Planet des Sonnensystems, der eine solch große Anzahl von Monden aufweist.
    Nach Ansicht Karkoschka's ist es durchaus möglich, daß durch die Nutzung stärkerer
    Teleskope künftig noch weitere Monde entdeckt werden.

    [Quelle: Olaf Elicki, ABC]

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Astronomie allg.:

Universum ist jünger, leichter und flacher als bisher angenommen

    (Meldung vom 26.5.1999)

    Universum ist jünger, leichter und flacher als bisher angenommen Australischen Studien
    zufolge ist das Universum eine Milliarde Jahre jünger als bislang gedacht. Zudem hat es
    eine flache Form, ist leichter als angenommen, und dehnt sich immer schneller aus.
    Charles Lineweaver von der Universität von New South Wales berechnete das Alter des
    Universums auf 13,4 Milliarden (plus/minus 1,6 Milliarden) Jahren. Lineweaver und
    Kollegen stellen ihre Erkenntnisse in der jüngsten Ausgabe des US-Wissenschaftsmagazins
    Science vor.
    Lineweaver stützt seine Kalkulation auf jüngste, unabhängige Beobachtungen, aus denen
    US-Forscher um Nehta Bahcall von der Princeton Universität in New Jersey die Form des
    Universums und Ausdehnungsgeschwindigkeit neu berechneten. Danach ereignete sich der
    "Urknall", die Geburtsstunde des Universums, unmittelbar vor der Entstehung der ältesten,
    derzeit bekannten Sterne. Lineweaver zog in seine Kalkulationen eine umstrittene Kraft
    mit ein, die «kosmologische Konstante». Sie war von dem Physiker Albert Einstein
    aufgestellt, aber später von ihm widerrufen worden. Einstein beschrieb die kosmologische
    Konstante als eine Kraft mit negativem Druck, die der Schwerkraft entgegenarbeitet. Erst
    die jüngsten Beobachtungen verhalfen diesem Faktor zu einem Comeback. Danach beschleunigt
    sich die Geschwindigkeit, mit der die Galaxien im Weltraum auseinandertreiben, immer
    stärker. Bislang waren viele Astronomen davon ausgegangen, daß diese Geschwindigkeit
    geringer wird.
    Erst seit wenigen Jahre erörtern die Experten, ob der Weltraum flach ist, wie es die
    Standard-Inflationstheorie vorschlägt. «Die einzige Möglichkeit für ein flaches Universum
    mit geringer Dichte ist - wie von der Inflationstheorie abzuleiten - daß eine
    zusätzliche, «dunkle» Energiekomponente heute den Weltraum dominiert», schreiben Bahcall
    und Kollegen. Eine «dunkle Energie» mit beachtlichem negativem Druck dürfte das Universum
    dazu bringen, seine Ausdehnung immer weiter zu beschleunigen.

    [Quelle: dpa]

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Astronomie allg.:

Neuer Stern am südlichen Sternenhimmel

    (Meldung vom 27.5.1999)

    Am südlichen Sternenhimmel ist ein neuer Stern aufgegangen. Sein Leuchten ist so hell,
    daß er sogar mit bloßem Auge zu sehen ist. Die Wissenschaftler sprechen von einem
    astronomischen Ereignis, wie es nur einmal in zehn Jahren zu beobachten ist. Nova Velorum
    1999, so der Name des neuen Sterns, wurde - unabhängig voneinander - am 22. Mai von dem
    Australier Peter Williams und von Alan Gilmore vom Mt. John University Observatory
    (Neuseeland), entdeckt. Bisher war der Stern zu dunkel, als daß man ihn sehen konnte. In
    der letzten Woche jedoch explodierte er und wurde zu einem der hellsten Objekte am
    Sternenhimmel.
    Bei diesem Vorgang handelte es sich um eine Nova - eine Explosion, die in einem
    Zweisternesystem auftritt; einer der Sterne ist ein sogenannter Roter Riese, der andere
    ein Weißer Zwerg. Letzterer stellt das Endstadium einer Sternentwicklung dar. Der Weiße
    Zwerg verfügt über eine immense Dichte: man stelle sich die Masse unserer Sonne in dem
    Volumen der Erde vor. Materie wird von ihm aufgrund seiner enormen Gravitation gleichsam
    angesaugt. Durch die gewaltigen Kompressionen kommt es zu einem Anstieg der Temperatur
    auf über eine Million Grad und schließlich zu thermonuklearen Reaktionen. Das dabei
    herausgeschleuderte Gas besitzt ungeheure Temperaturen. Es ist, als würde das Innere
    eines Stern nach Außen gekehrt. Die nuklearen Reaktionen, die normalerweise im Innern
    eines Stern stattfinden, laufen nun in den überhitzten Gasen ab.
    Die ersten Minuten einer Nova-Explosion wurden noch niemals beobachtet.
    Computersimulationen haben jedoch gezeigt, daß die Temperatur eines Weißen Zwerges die
    Grenze von einer Million Grad übersteigt und die heißen Gase mit einer Geschwindigkeit
    von mehr als 5 000 Kilometer pro Sekunde herausgeschleudert werden. Die letzte Nova von
    der Leuchtkraft der Nova Velorum 1999 wurde im Jahre 1975 beobachtet.

    [Quelle: Olaf Elicki, bbcnews]

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Kosmologie:

Hubble-Konstante genau vermessen

    (Meldung vom 27.5.1999)

    Ein jahrzehntelanger Streit unter den Astronomen scheint sich dem Ende zuzuneigen: Einem
    Wissenschaftlerteam unter Leitung von Wendy Freedman von der Carnegie Institution in
    Washington gelang es, die Hubble-Konstante mit Hilfe bestimmter Sterne in weit entfernten
    Galaxien genauer zu bestimmen. Bisher schwankten die Werte für die Hubble-Konstante - und
    damit die Schätzungen für das Alter des Universums - um den Faktor zwei: Manche
    Wissenschaftler nahmen ein Alter von zehn Milliarden Jahren an, andere von 20 Milliarden
    Jahren (s. a. Meldung vom 26.05.99). "Das ist, als ob man unsicher ist, ob man einen Fuß
    hat oder zwei", sagte Robert Kirshner von der Harvard Universität: "Jetzt reden wir über
    zehn Prozent Unsicherheit - wir streiten uns also nur noch über einen Zeh."
    Die Hubble-Konstante stellt einen Zusammenhang zwischen der Geschwindigkeit, mit der sich
    Galaxien entfernen, und ihrer Entfernung her. Daraus lassen sich die Expansionsrate und
    das Alter des Universums bestimmen. Um die Konstante zu messen, muß die Geschwindigkeit
    weit entfernter Galaxien möglichst genau bestimmt werden. Als "Standardkerze" benutzen
    die Astronomen seltene pulsierende Sterne, die "Cepheiden". Mit Hilfe des
    Weltraum-Teleskops Hubble gelang es jetzt den Wissenschaftlern, fast 800 bisher
    unbekannte Cepheiden in Galaxien mit einer Entfernung bis zu 65 Millionen Lichtjahren zu
    entdecken. Sie legten die Hubble-Konstante auf 70 Kilometer pro Sekunde pro Megaparsek
    (ein Parsek sind 3,26 Lichtjahre) fest. Das Universum wäre demnach zwölf Milliarden Jahre
    alt. Frühere Alterswerte unterlagen dem Paradoxon, daß die ältesten Sterne anscheinend
    älter waren als das Universum selbst.

    [Quelle: Ute Kehse, Nasa]

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Sonnensystem:

Erste Landkarte vom Mars enthüllt dramatische Topographie

    (Meldung vom 28.5.1999)

    Eine erste detaillierte Karte vom Mars zeigt eine dramatische Landschaft mit mehr Höhen
    und Tiefen als bisher erwartet. Die Differenz zwischen dem tiefsten Punkt des «Roten
    Planeten» und seiner höchsten Erhebung beträgt demnach 30 Kilometer - verglichen mit nur
    20 Kilometern auf der Erde, schreibt das Team um David Smith vom Goddard Space Flight
    Center der Nasa in Greenbelt (Maryland) im Wissenschaftsmagazin «Science».
    Die südliche Hemisphäre des «Roten Planeten» hat sechs Kilometer mehr Höhe zu bieten als
    die nördliche. Das heißt, daß die nördliche Hemisphäre drei Viertel des Wassers
    beherbergen würde, wenn es Wasser auf dem Mars gäbe. Den Autoren zufolge läßt sich aus
    den vorliegenden Daten errechnen, daß etwa 4,7 Millionen Kubikmeter Eis vom Mars entweder
    in den Weltraum entwichen oder in den Boden versickert sind.
    Die Karte gebe Erhöhungen mit einer Genauigkeit bis auf 13 Meter an und sei damit genauer
    als die Karte der Erde, die in einigen Regionen einen Spielraum von bis zu 100 Metern
    habe, schreiben die Forscher. Die topographischen Daten stammen von einem Laser-
    Höhenmesser an Bord der Raumsonde «Mars Global Surveyor». Mit den Daten lasse sich eines
    Tages auch klären, warum der Mars geologisch gesehen schief ist, heißt es in einem
    «Science»-Kommentar. Der Norden ist eher dünnhäutig, flach und eben, der Süden dagegen
    mit einer dicken Kruste versehen, hochaufragend und voller Krater. Das Mißverhältnis
    könnte sich aus einem gewaltigen Asteroiden-Einschlag ergeben haben oder auch aus den
    Folgen von Vulkanausbrüchen.
    Der Höhenmesser an Bord der Raumsonde, der sogenannte «Mars Orbiter Laser Altimeter»
    (MOLA), wird in den kommenden zwei Jahren täglich 900 000 Höhenmessungen sammeln und zu
    verbesserten Karten verarbeiten.

    Verschiedene Farben zeigen die Höhenunterschiede an, die vom Mars Orbiter Laser Altimeter
    (MOLA) auf der Oberfläche des Mars gemessen wurden. Rot und Weiß bedeuten hohe Meßwerte,
    Blau zeigt die tiefen Werte an.

MOLA

    [Quelle: NASA, dpa]

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Sonnensystem:

Kühle Mikroflares heizen die Sonnenkorona auf

    (Meldung vom 1.6.1999)

    Die äußerste Gashülle der Sonne, die Korona, wird offenbar von relativ kühlen "Flares"
    erhitzt, kurzlebigen Bögen aus Gas, die von der Sonnenoberfläche in den Weltraum reichen.
    Das haben Messungen von Ron Moore und Kollegen vom Marshall Space Flight Center ergeben,
    über die die Forscher jetzt auf einer Konferenz der American Astronomical Society in
    Chicago berichteten.
    Moore und seine Kollegen beobachteten die "Mikroflares, die so heiß sind, daß sie
    normalerweise im Röntgenbereich strahlen, mit einem Instrument auf dem japanischen
    Satelliten Yohkoh und dem Ultraviolett-Teleskop auf dem europäischen Sonnenobservatorium
    Soho. Sie stellten fest, daß etwas kühlere Mikroflares, die im extremen Ultraviolettlicht
    leuchten, offenbar die Korona auf ihre extrem hohe Temperatur von ein bis zwei Millionen
    Kelvin heizen. Die sichtbare Sonnenoberfläche ist dagegen nur 6000 Grad heiß. Bislang war
    rätselhaft, woher die Korona, die einen großen Teil ihrer Energie ständig als Sonnenwind
    abgibt, ihre Energie bezieht. Dafür sind offenbar nicht die größeren, hellen Flares
    verantwortlich, sondern kleinere Gasbögen, die nur ein hundertstel der Energie der großen
    Bögen besitzen. Diese Mikroflares sind allerdings nur im Vergleich zu den Dimensionen der
    Sonne klein: Sie haben etwa die Größe der Erde und setzen in ihrem fünfminütigen Leben
    die Energie von zehn Millionen Wasserstoffbomben frei. Sie fegen ständig über die
    Sonnenoberfläche und bilden offenbar eine kontinuierliche Energiequelle für die Korona.
    Die großen Flares, das war schon vorher bekannt, ereignen sich nicht häufig genug, um die
    gesamte Korona gleichmäßig zu erhitzen.

    [Quelle: Ute Kehse, nasa]

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Sonnensystem:

Ozeanische Küstenlinien auf dem Mars vermutet

    (Meldung vom 1.6.1999)

    Gut ein Drittel des Mars könnte einmal vom Meer bedeckt gewesen sein, meint Tim Parker,
    Wissenschaftler des Jet Propulsion Laboratory der NASA im kalifornischen Pasadena. Parker
    untersuchte eine Reihe ausgetrockneter Seen in Nordamerika und glaubt, die typischen
    Bilder von Küstenlinien an trockengefallenen Gewässern auch auf dem Mars entdeckt zu
    haben. Der Wissenschaftler entdeckte auf Bildern der Viking-Sonde zwei Staffeln von
    Küstenlinien auf der nördlichen Hemisphäre. Der eine Küstenstreifen umfaßt etwa ein
    Drittel des Roten Planeten, während der zweite, innerhalb des ersteren gelegen,
    anscheinend ein jüngeres Ozeanstadium belegt.
    Viele Experten sind skeptisch: Schon zu oft seit der Beschreibung der legendären
    Marskanäle sind Phantasiegebilde auf der Oberfläche des Mars gesichtet worden. Die
    Entdeckungen der letzten Jahre und die heutige Ansicht, daß der Mars einstmals sehr
    erdähnlich war, lassen Parkers Hypothese jedoch keineswegs als abwegig erscheinen. Auch
    die kürzlich veröffentlichte, aufsehenerregende 3-D-Karte vom Mars konnte keinen
    Aufschluß bringen. Die Daten Parkers sagen nicht exakt aus, ob sich die von ihm zu einer
    Küstenlinie zusammengesetzten Punkte wirklich alle auf einer Höhe befinden. Neue
    topographische Karten, die auf neuen Datensätzen vom Mars Global Surveyor basieren und
    Niveauunterschiede bis auf 12 Meter genau darstellen können, sollen Sicherheit bringen.
    James Head, Geologe an der Brown University und Mitarbeiter im Vermessungsteam meint, daß
    die äußere Küstenlinie Parkers Höhenunterschiede von bis zu 8 Kilometern aufweise und
    somit sicher niemals eine Ozeanbegrenzung gewesen sei. Michael Carr vom U.S. Geological
    Survey steht der Parkerschen Theorie ebenfalls kritisch gegenüber. Seiner Meinung nach
    besaß der Mars nur in seiner sehr frühen Entwicklung einen Ozean, sicher nicht in den
    letzten 2 Milliarden Jahren. Insofern, so Carr, ist die Interpretation der Küstenlinien
    nicht sehr glaubhaft.
    Mehr Vertrauen hat da Stephen Clifford vom Lunar and Planetary Institute in Houston. Er
    meint, daß die Arbeiten Parkers unbedingt nachvollzogen werden sollten. Die vehementen
    Höhenunterschiede der äußeren Küstenlinie könnten sich bei einer Korrektur der Datensätze
    durchaus leicht als Meßfehler erweisen.
    Offen bleibt auch die Frage, wo all das Wasser geblieben ist. Clifford und Parker halten
    es für denkbar, daß dieses zu Eis erstarrte und mit der Zeit von einer dicken
    Staubschicht bedeckt wurde. In der nördlichen Hemisphäre könnten somit noch immer große
    Mengen an Wasser vorhanden sein. Möglicherweise fließen noch heute "untermarsische"
    Ströme flüssigen Wassers - vielleicht sogar mit Spuren von Leben darin.

    [Quelle: Olaf Elicki, abc]

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Sonnensystem:

Starke Sonnenstürme im Jahr 2000

    (Meldung vom 2.6.1999)

    Neben den Computerproblemen bei der Umstellung auf das Jahr 2000 könnten starke
    Sonnenstürme von Januar an zu massiven technischen Problemen mit Störungen in der
    Satellitenkommunikation führen. Anfang des kommenden Jahres erreicht der elfjährige
    Zyklus der Sonne seinen Höhepunkt, berichteten Astronomen der amerikanischen Luftwaffe
    und der nationalen US-Behörde für Luft und Wasser am Montag auf dem Kongreß der
    US-Astronomen in Chicago.
    "Wir wissen nicht genau, wie schlimm es wirklich werden wird", sagte Jo-Ann Joselyn von
    der Bundesbehörde. "Die Risiken sind im Vergleich zu früheren Höhepunkten der
    Sonnenaktivität viel höher, weil wir weit mehr von Technologien abhängig sind, die
    beschädigt werden könnten."
    Nach den Berichten der Astronomen könnten die gewaltigen Ausbrüche der Sonne auch zu
    Stromunterbrechungen führen. Zwischen Januar und April seien die stärksten
    geomagnetischen Auswirkungen der Sonnenstürme zu befürchten, sagte Richard Altrock von
    dem Forschungszentrum der Air Force in Sunspot (New Mexico).
    "Es ist unter den Wissenschaftlern allerdings umstritten, wie genau der Höhepunkt der
    Sonnenaktivitäten von uns vorausberechnet werden kann." Altrock rechnet mit etwa 160
    Sonnenflecken. Das ist annähernd die Zahl an Sonnenflecken, die bei den beiden letzten
    Höhepunkten der Sonnenzyklen in den Jahren 1979 und 1989 gezählt worden sind. Was Anfang
    des Jahres 2000 zu erwarten sei, komme wahrscheinlich nicht an die stärksten Sonnenstürme
    der Vergangenheit heran, vermutet Joselyn. Außerdem sei das Vorwarnsystem inzwischen
    erheblich ausgebaut worden.

    [Quelle: dpa]

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Astronomie allg.:

Fast jeder zehnte sonnenähnliche Stern soll ein Planetensystem haben

    (Meldung vom 4.6.1999)

    Fast jeder zehnte sonnenähnliche Stern soll ein Planetensystem haben In letzter Zeit
    begeisterten immer wieder spektakuläre Bilder von fernen Planetensystemen Astronomen und
    Laien. Nun schätzten Forscher des Space Telescope Science Institute im amerikanischen
    Baltimore, daß um etwa acht Prozent aller sonnenähnlichen Sterne riesige Planeten
    kreisen. Obwohl sie keine direkten Aufnahmen von Planeten gemacht haben, konnten sie dies
    aus der Sterbephase alter Sterne ableiten.
    Ist der Vorrat an Wasserstoff für den Fusionsprozeß in den Sonnen verbraucht, dehnen sie
    sich zu sogenannten Roten Riesen aus. Bei dieser Ausdehnung verschlucken sie die sie
    umkreisenden Planeten. Bei knapp acht Prozent der beobachteten Roten Riesen beobachteten
    die Astronomen ein Verhalten, daß sich nur durch das Verschlucken von Planeten von den
    Ausmaßen des Jupiters erklären ließe.
    So drehten sich diese Roten Riesen schneller um ihre eigene Achse und sendeten mehr
    Infrarotstrahlung aus, die nur mit einem Massezuwachs durch Planeten erklärbar wird.
    Zudem zeigt eine Elementanalyse deutliche Spuren des Metalls Lithium. Da dieses Element
    in den Sonnen selbst über die Jahrmillionen verbrannt sein müßte, kann sein Ursprung nur
    in verschluckten Planeten liegen.

    [Quelle: Jan Oliver Loefken, New Scientist ]

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Sonnensystem:

Karte von den Polen des Monds treibt Suche nach Wasser voran

    (Meldung vom 4.6.1999)

    Weltraumforscher können sich erstmals ein Bild von den eisigen Polen des Mondes machen.
    Mit den Radarantennen der US-Weltraumbehörde Nasa in Goldstone (Kalifornien) konnten sie
    die ersten dreidimensionalen Höhenaufnahmen von den Polarregionen des Mondes erstellen.
    Sie zeigen - besonders im Süden - eine verwüstete Landschaft mit tiefen Kratern, die nie
    von der Sonne erreicht wird.
    Das Team um Jean-Luc Margot von der Cornell Universität in Ithaca (US-Staat New York) und
    Kollegen vom Jet Propulsion Laboratorium in Pasadena (US-Staat Kalifornien) stellen die
    Karten in der heutigen Ausgabe des Wissenschaftsmagazin "Science" vor. Sie wurden durch
    Interferometrie gewonnen und bilden eine Fläche von jeweils 300 mal 1.000 Kilometer am
    Nord- und am Südpol des Mondes ab.
    Vor allem am Südpol hoffen die Wissenschaftler die Frage zu klären, ob es jemals Wasser
    auf dem Mond gab. 1996 hatte das um den Mond kreisende Raumfahrzeug Clementine den ersten
    Hinweis auf mögliche Wasserreste in Form von Eis gegeben. Ein Jahr später widerlegten
    US-Forscher dies. 1998 entdeckte das Neutronen- Spektrometer an Bord des Raumfahrzeuges
    Lunar Prospector größere Wasserstoffvorräte an den Polen des Mondes. Sie wurden wiederum
    als Hinweis auf Wasser beziehungsweise Eis interpretiert.

    [Quelle: dpa]

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Das war nun die vierte Ausgabe der Astro-Corner. Ich hoffe, es war wieder Interessantes für euch dabei!
Bis zur nächsten NoCover.

Macht's gut und bis dann...

Euer
Lars
Philipsen

Amiga@cytek.de